Trotz Randlage ein neues Zentrum

Richtfest beim "Bezirkshaus" - Neun-Millionen-Projekt soll in einem Jahr fertig sein

ZAZENHAUSEN. Auch ein Stadtoberhaupt kann irren. Bei der vorletzten Zuffenhäuser Bürgerversammlung im Oktober 1987 erteilte OB Rommel - schon damals auf Sparkurs - Heidi Weber eine klare Absage. Die Vorsitzende des Fördervereins der Mehrzweckhalle in Zazenhausen hatte für ihr Vorhaben geworben, einen Veranstaltungsraum für Vereine zu schaffen. "Des kriegt ihr net", so Rommels Abfuhr, wie sie deutlich kaum hätte ausfallen können. Doch nur viereinhalb Jahre später wird der Oberbürgermeister von der Realität eingeholt. Die Zazenhäuser feierten am vergangenen Freitag das Richtfest ihres neuen "Bezirkshauses". Bereits Anfang des kommenden Jahres sollen die Nutzer des Gebäudes einziehen.

Ein neues Dach überm Kopf haben künftig nicht nur die Vereine. Auch die Zazenhäuser Grundschule und die Freiwillige Feuerwehr werden ihr Domizil in dem neun Millionen Mark teuren Gemeinschaftsgebäude finden. Ein Kombi-Projekt statt drei einzelner Bauvorhaben, das hatten verschiedene Stadträte empfohlen, an die sich der Förderverein gewandt hatte. Andernfalls hätte der umfangreiche Zazenhäuser Wunschzettel nur wenig Aussichten auf Realisierung gehabt.

"Drei Projekte unter einem Dach suchen in der Landeshauptstadt ihresgleichen", hob Hans Repper von der Stadtverwaltung beim Richtfest vor den zahlreich erschienenen Besuchern - darunter auch die Stadträte Rolf Zeeb (FDP) und Franz Weidmann (CDU) - die Besonderheit des "Bezirkshauses" hervor. Lediglich der kürzlich eröffnete "Treffpunkt Rotebühlplatz" in der Stadtmitte sei ähnlich konzipiert. Zazenhausen erhalte mit dem Neubau aus Mauerwerk, Holz und Glas trotz Randlage ein neues Zentrum. Architektonisch habe man alles getan, um Probleme zwischen den Nutzern zu vermeiden. Die drei Bereiche seien klar voneinander getrennt. Schule und Feuerwehr hätten sogar getrennte Eingänge.

"Die Schule war das Zugpferd", erinnert sich Heidi Weber. Das nur zweiklassige "Schülchen" in der Emhildstraße platzt aus allen Nähten. Dritt- und Viertkläßler müssen sich bereits auf den langen Schulweg nach Freiberg und Rot aufmachen. Doch das soll sich jetzt ändern. Mit dem Umzug in die Landsknechtstraße wird die Schule mit vier Klassen komplett einzügig.

Den heutigen Zweitkläßlern hatte die anwesende Kultusministerin Dr. Marianne Schultz-Hector eine gute Nachricht mitgebracht: "Ich bin zuversichtlich, daß ihr die nächsten zwei Jahre noch hier bleiben könnt, notfalls für ein paar Monate in einem Provisorium." Sie lobte während ihrer Ansprache auch das Engagement der Eltern: "Sie haben sich beharrlich für die Erweiterung der Schule eingesetzt." Sie freue sich, wenn es in Zazenhausen gelinge, die "intakte dörfliche Struktur" zu unterstützen.

Auch die Feuerwehr hat gut lachen: Aus der "besseren Garage", so Hans Repper von der Stadtverwaltung, bezieht sie einen Bereich im Neubau, der insgesamt rund 1200 Quadratmeter Nutzfläche haben wird, mit Fahrzeughalle, Ausrüstungs- und Geräteräumen sowie dem Kommandantenbüro.

Allen Grund zur Freude hatte auch Heidi Weber beim Richtfest: Sie unterzeichnete am Freitag den Nutzungsvertrag mit der Stadt Stuttgart für den Vereinsraum im Untergeschoß. Dreißig Jahre lang hat der Förderverein für diesen Raum die Exklusivrechte. Im Gegenzug haben die Mitglieder einen Zuschuß von 130 000 Mark gezahlt.
Ros

Schüler der Zazenhäuser Grundschule
DIE KÜNFTIGEN NUTZER des "Bezirkshauses", die Schüler der Zazenhäuser Grundschule samt ihrer Rektorin Astrid Arhelger (rechts), durften auch Richtfest feiern. Foto: Rosenschild

Zeitungsartikel (25.01.1992) dankenswerter ausgeliehen von Astrid Arhelger.
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