Hohlgrabenäcker: Rot-Grün kritisiert Stadt

Zuffenhäuser Bezirksbeirat stimmt dem
Aufstellungsbeschluss für das Wohngebiet mehrheitlich zu

Zuffenhausen. Der Bezirksbeirat Zuffenhausen hat gegen die Stimmen von SPD und Grüne dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan des Wohngebiets Hohlgrabenäcker zugestimmt. In dem 16 Hektar großen Gebiet zwischen Zuffenhausen und Zazenhausen sollen etwa 1200 Menschen ein neues Zuhause finden.

Das Thema Hohlgrabenäcker: es beschäftigt die Zazenhäuser und Zuffenhäuser nun schon seit fast 20 Jahren. Bereits 1984 war für das Gebiet ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet worden. Damals wurde jedoch beschlossen, im Rahmen der Ortserweiterung Zazenhausens erst die Neubaugebiete Kirchäcker und Sturmfederstraße anzugehen und den Ortskern zu erneuern, bevor man sich als vierten Schritt dem Hohlgrabenäcker widmen wollte. Dies ist nun der Fall. Da ein alter Aufstellungsbeschluss vom 2. Mai 1984 aber nicht mehr den heutigen Maßgaben entspricht, soll der Ausschuss für Umwelt und Technik des Stuttgarter Gemeinderats (UTA) am Dienstag einem neuen Aufstellungsbeschluss zustimmen. Am vergangenen Dienstag wurde dieser gemeinsam mit dem Sachstandsbericht im Zuffenhäuser Bezirksbeirat diskutiert.

Vor allem von Seiten der SPD und des Grünen-Abgeordneten Emeran Onana wurde Kritik an den Plänen der Stadtverwaltung laut. Die rot-grüne Achse im Bezirksbeirat hat aus ökologischen Gesichtspunkten Bedenken, ob eine Bebauung der Hohlgrabenäcker überhaupt notwendig ist, geschweige denn ob sie - vor allem in der vorgesehenen Dichte -Sinn macht. Von dem 16 Hektar großen Bauland sollen zehn Hektar bebaut werden, fünf Hektar waren ursprünglich vorgesehen gewesen. "Dabei gibt es in Zuffenhausen-West und im Bahnhofsbereich noch genügend Flächen, die man recyclen könnte, bevor man eine grüne Wiese in den Hohlgrabenäcker bebaut", sagt das SPD-Mitglied Uwe Mammel. In einigen Jahren könne darüber hinaus auf Grund des demographischen Wandels ohnehin eine Menge an Wohnraum frei werden.

Mammels Parteikollege Hans-Georg Kerler kritisierte außerdem die Tatsache, dass ausgerechnet die Deutsche Bahn AG mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt worden war, in dem untersucht werden sollte, inwieweit das Wohngebiet durch die Lärmemission des Eisenbahn-Viadukts betroffen sei. "Das ist ja so, als ob ein Delinquent sein eigenes Urteil fällen würde". sagte Kerler. Karl-Theo Maurer vom Stadtplanungsamt konnte diesen Kritikpunkt allerdings nicht nachvollziehen. "Die Bahn ist unabhängig und hat keinen Nutzen von einem eventuellen Wohngebiet Hohlgrabenäcker", sagte er. Die ökologischen Nachteile wie der Wegfall der Streuobstwiesen, die eine dichte Bebauung der Hohlgrabenäcker mit sich bringen würde, bedauerte Maurer zwar, versprach aber gleichzeitig Ausgleichsmaßnahmen.

Im Gegensatz zu SPD und den Grünen unterstützen die anderen Fraktionen im Bezirksbeirat die Pläne der Stadt. Vom CDU-Abgeordneten Helmut Brauswetter gab es ein ausdrückliches Lob für die Planungen und lediglich die Bitte im Sinne der Attraktivität, von den angedachten Flachdächern für die Häuser abzusehen und statt dessen Satteldächer zu bauen. Letztlich stimmten neun Abgeordnete für die Vorlage, sechs dagegen.

Am Dienstag wird der Aufstellungsbeschluss Thema im UTA sein. Stimmen die Stadträte der Vorlage zu, könnte ein Bebauungsplan angefertigt und mit der Umlegung der Grundstücke begonnen werden. Bislang sind nur 40 Prozent der Flächen im Besitz der Stadt. Danach wird es vermutlich in der Zehntscheuer in Zuffenhausen eine Anhörung für Bürger geben, in denen die Pläne vorgestellt werden sollen. Ein Termin dafür steht noch nicht fest. "Wenn alles optimal läuft, könnte 2005 der erste Spatenstich erfolgen", sagt Maurer.

Streuobstwiesen Hohlgrabenäcker in Zazenhausen
Die Streuobstwiesen in Zazenhausen würden bei einer
dichten Bebauung des Wohngebiets Hohlgrabenäcker wegfallen.
Foto und Text: Benjamin Schleier
Stuttgarter Nachrichten vom 18.07.2003
www.stuttgarter-nachrichten.de

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