Bei Hochwasser
gehen etliche Bälle den Bach runter

Sportler kämpfen mit zu schmalem Spielfeld -
Stadt plant neues Gelände für 1,7 Millionen an der Sturmfederstraße

ZAZENHAUSEN. Manchmal hält nichts länger als ein Provisorium. Schon seit Kriegsende plagen sich die 450 Mitglieder des Zazenhäuser Turnvereins mit ihrem „vorläufigen" Sportgelände herum. Das Spielfeld am Brunnenrain ist zu klein und liegt direkt am Feuerbach. Auch mit ihrer Turnhalle ist der TV nicht auf Rosen gebettet. Doch jetzt soll es in Stuttgarts zweitkleinstem Stadtteil sportlich aufwärts gehen: Die Tage der Sportanlage am Brunnenrain sind gezählt. Die Stadtverwaltung plant im Bebauungsplan Sturmfederstraße beim neuen Bezirkshaus eine komplett neue Sportanlage mit zwei Feldern. Damit scheint sich zu bestätigen, was Stadtrat Manfred List (CDU) in einer Anfrage Mitte Februar angeregt hatte: Der TV Zazenhausen zieht in absehbarer Zeit um.

Die Lage auf dem Zazenhäuser Sportgelände am Brunnenrain in Zuffenhausen: Das Spielfeld ist mit seinen 45 Metern so schmal, daß zwischen dem 16-Meter-Raum und der Außenlinie nur ein Meter Platz bleibt. „Die Mindestmaße sind gerade noch eingehalten", sagt Dieter Fauth, Vorsitzender beim TV Zazenhausen, „aber die Spieler von auswärtigen Mannschaften lachen bloß, wenn sie zu uns kommen müssen." Zudem führt ein öffentlicher Feldweg übers Spielfeld. Kommt ein Fußgänger, muß der Schiedsrichter das Spiel abpfeifen, den Fußgänger durchbitten und kann erst dann weiterspielen lassen.

Die Spieler beim TV Zazenhausen können darüber freilich schon lange nicht mehr lachen. 1949 hat sich die Fußballabteilung im Turnverein gegründet. Erst in den sechziger Jahren wurde der Acker zu dem zu schmalen Spielfeld ausgebaut. Erweiterung unmöglich: Zum einen liegt der Platz im Landschaftsschutzgebiet, zum zweiten ist er rechts durch Kleingärten, links durch den Feuerbach begrenzt - ein zusätzliches Ärgernis: „Bei Hochwasser haben wir etliche Ballverluste. Wenn der da reinfliegt, wird er erst in Mühlhausen wieder angespült", klagt Fauth.

Doch nicht nur mit ihrem Platz, auch mit ihrer Turnhalle sind die Zazenhäuser Sportler schlecht bedient. Das Holzhaus stammt ebenfalls aus den Nachkriegsjahren. Als kürzlich morsche Außenbretter von der Wand fielen, steckte der Verein nochmal 25.000 Mark (12.782,- €) rein. „Höchstens fünf Jahre", so Fauth, soll die Halle jetzt noch halten. Sie ist der einzige Versammlungsraum für alle Zazenhäuser Vereine.

Die fünf Jahre sind nur noch eine Galgenfrist. Das „Bezirkshaus" Zazenhausen hat bereits den Gemeinderat passiert und wird nun gebaut. Es soll von Herbst 1992 an im Gebiet „Sturmfederstraße" der Grundschule, der Feuerwehr und den Vereinen Platz bieten. Fauth ist über den nur 120 Quadratmeter kleinen Mehrzweckraum zwar nicht sehr glücklich („Da kriegen wir gerade unsere Tischtennisspieler und die Mutter-und-Kind-Gruppe unter"), sieht dennoch im 7 Millionen Mark (3.579.000,- €) teuren Bau die zukünftige Heimat des Vereins.

Der TV verhandelt jetzt mit der Stadt auch über den Neubau des Sportgeländes. Nordöstlich vom Bezirkshaus soll ein Feld hinkommen, daneben findet eine „Gymnastikwiese" Platz. Rund 1,7 Millionen Mark (869.200,- €) wird sich die Stadt diese beiden Plätze kosten lassen, fürs neue Vereinsheim mit Umkleide und Bewirtung kann der TV mit einem Zuschuß von 30 Prozent rechnen. Wolfgang Heidner vom Stuttgarter Sportamt hält das neue Sportgelände an der Sturmfederstraße für eine „fast schon beschlossene Sache".


UNTER UNZUMUTBAREN BEDINGUNGEN müssen sich die Sportler von TV Zazenhausen
am Brunnenrain zurechtfinden. Die hölzerne Halle ist morsch, das Spielfeld zu klein.
Doch der aktive Turnverein hat gute Chancen, im Gebiet Sturmfederstraße,
nahe dem geplanten Bezirkshaus, ein neues Gelände zu bekommen.

Aus einer Zeitung, Freitag, 16. März 1990

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