Nein zum Nord-Ost-Ring:
"Kahlschlag für die Umwelt"

Die ARGE Nord-Ost hofft auf die richtige Entscheidung in Berlin

Stuttgarter Norden (bz). Die Pläne, die B 14 mit der B 27 durch einen so genannten Nord-Ost-Ring zu verbinden, sind seit jeher umstritten. Zurzeit befragt das Stuttgarter Regierungspräsidium die betroffenen Kommunen und die Naturschutzverbände zu dem Vorhaben, die Entscheidung liegt aber beim Bund.

"Wir hoffen, dass die Bundesregierung im Herbst in unserem Sinne entscheidet", sagte Josef Michl von der ARGE Nord-Ost bei einem Pressegespräch in Kornwestheim. Die ARGE, ein Zusammenschluss von mehr als 30 Organisationen aus den betroffenen Regionen, kämpft seit 1995 gegen einen Nord-Ost-Ring und setzt große Hoffnungen auf die rot-grüne Bundesregierung. Die hat nämlich in ihrem Entwurf für den Bundesverkehrswegeplan den Ring nur als "weiteren Bedarf" aufgenommen. Das würde bedeuten, dass mit einer Realisierung, wenn überhaupt, frühestens 2015 begonnen werden könnte. Im Herbst soll in Berlin die Entscheidung fallen.

Zurzeit läuft ein so genanntes Linienbestimmungsverfahren. Ein Teil dieses Verfahrens ist die Anhörung von betroffenen Kommunen und Naturschutzverbänden. So soll entschieden werden, welchen Weg die Trasse des Ringes nimmt. Neun Möglichkeiten stehen zur Auswahl, das Regierungspräsidium bevorzugt die Variante C1. Diese sieht eine vierspurige, autobahnähnliche Schnellstraße von 26 Metern Breite vor, die von Zuffenhausen über Kornwestheim und Fellbach nach Waiblingen führt. Gut 100 Millionen Euro würde der Bau des Ringes, der dann die B 29 wäre, kosten. Die Variante C1 wurde in Verkehrs- und Lärmgutachten und in einer Umweltverträglichkeitsstudie näher untersucht.

"Der Nord-Ost-Ring wäre ein Kahlschlag für die Umwelt", sagte Michl am Mittwoch. Dafür gibt es seiner Ansicht nach zahlreiche Gründe. So würde der Ring keine Verkehrsprobleme lösen, sondern neue schaffen. "Jede neue Straße erzeugt neuen Verkehr", erklärte Annette Schade-Michl vom Arbeitskreis Stuttgart des Landesnaturschutzverbandes. 70.000 Fahrzeuge würden den Ring laut Verkehrsgutachten täglich befahren, die Vertreter der ARGE rechnen mit einer noch höheren Zahl.

Auch die Landwirtschaft, würde bei einer Realisierung des Projekts leiden. "Wir haben hier die besten Böden in Deutschland", sagte Fritz Raith, Vertreter der Mühlhäuser Landwirtschaft. Insgesamt würden rund 70 Hektar Ackerbodens der Straße zum Opfer fallen, einige der Landwirte würden bis zu 20 Prozent ihrer Fläche einbüßen. "Das ist eine Existenzgefährdung", erklärte Raith.

Auch das Naherholungsgebiet würde gefährdet. "Noch gibt es hier den größten unzerschnittenen Freiraum im Großraum Stuttgart", sagte Nicole Gaßmann vom Bürgerverein Zazenhausen. Sie sieht eine starke Gefährdung des Erholungswerts durch den Nord-Ost-Ring. Dies wäre nicht zuletzt durch den Verkehrslärm der Fall. Nicht nur Menschen hätten unter Lärm, Abgasen und Bauarbeiten zu leiden: "Die Lebensräume vieler Tiere wären gefährdet", berichtete Michael Eick vom Naturschutzbund Fellbach.

"Am heutigen Mittwoch ist der internationale Tag der Umwelt", sagte Michl bei der Pressekonferenz. An diesem Tag solle eigentlich die Regierung die Bürger zu mehr Umweltbewusstsein anhalten. "Wir wollen den Spieß umdrehen und die Politiker auffordern, die Planungen für den Nord-Ost-Ring in der Schublade verschwinden zu lassen."

Josef Michl (mit Brille)
"Wir sind dagegen, dass dort der Nord-Ost-Ring verläuft", sagt Josef Michl (l.).
Foto: Bernd Zeyer
Stuttgarter Nachrichten, "Hier im Stuttgarter Norden" vom 06.06.2003
www.stuttgarter-nachrichten.de

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