Neckarbrücke:
Regierungspräsident kündigt neue Anhörung an

Regierungspräsidium will Pläne aktualisieren - Einwender erwarten neue Prüfung von Brückenstandorten und favorisieren Remseck-Variante

Fellbach. Das Regierungspräsidium hat am Donnerstagabend die zweitägige Erörterung der Pläne für eine neue Neckarbrücke bei Aldingen abgeschlossen. Regierungspräsident Udo Andriof sagte gestern eine Aktualisierung der Pläne und eine erneute Anhörung zu.

Aus dem zweitägigen Sitzungsmarathon in der Schwabenlandhalle sind die Gegner des Nord-Ost-Rings guter Dinge herausgegangen. „Es ist besser gelaufen, als ich es mir vorgestellt habe", sagte der Oeffinger Landwirte-Sprecher Peter Treiber, der die Erntearbeiten zwei Tage lang ruhen lassen musste. Auch wenn das Thema Landwirtschaft bei der Erörterung nur kurz zur Sprache kam.

Treiber sieht die Straßenbauverwaltung in der Pflicht, bei der Variantenauswahl „noch nachzulegen". Da seien „viele Fragen offen geblieben". Für die Landwirtschaft jedenfalls wäre die „Remseck-Variante" - eine neue Brücke nahe der bestehenden bei Neckarrems - die beste Lösung, weil dabei am wenigsten Fläche versiegelt würde. Auch Nabu-Sprecher Michael Eick hat deutliche Mängel und Abwägungsdefizite bei der vorgelegten Planung entdeckt: „Das Regierungspräsidium kann so nicht weiter planen, die müssen eine zweite Erörterungsrunde machen oder komplett von vorne anfangen".

Eine Ansicht, die auch Joseph Michl, Vorsitzender der Arge Nordost, teilt. So seien schon die beiden Zielsetzungen der Planung mit der vorgestellten Vorzugstrasse nicht zu erreichen. „Das Ziel zur Entlastung der Stadt Remseck wird mit der so genannten C1-Trasse nicht erreicht", sagt Joseph Michl, „denn die Entlastungen und neuen Mehrbelastungen innerhalb Remsecks lassen die Sache zum Nullsummenspiel werden." Warum dafür „wertvollste Naturräume und Erholungslandschaften in Fellbach zerschnitten werden sollen, so Michael Eick, „ist deshalb in keiner Weise nachvollziehbar begründet worden".

Die Arge und andere Einsprecher haben, so Michl, „detailliert vorgetragen, dass es zur Entlastung der Menschen in Remseck deutlich bessere Brückenplanungen gibt". Eine dieser Brückenalternativen sei die „Billinger-Brücke", die Neckarrems und Neckargröningen viel besser entlasten würde, ohne die Menschen in Aldingen und andernorts stark zusätzlich zu belasten. Auch unter Natur- und Umweltschutzgesichtspunkten schneide die Billinger-Brücke deutlich günstiger ab als die Wunsch-Brücke des Regierungspräsidiums. Und das zweite Ziel der Planer, die Wirtschaftsräume Ludwigsburg/Kornwestheim und Fellbach/Waiblingen besser miteinander zu verbinden, sei nicht erreicht, weil die Brücke als Torso abseits bestehender Ost-Westverbindungen stehe. „Dass dennoch an dieser Planung geradezu krampfhaft festgehalten wird", so Michl, könne nur einen Grund haben: „die mögliche Integration in einen weiterführenden Nordostring.

Regierungspräsident Udo Andriof hat gestern in einer Stellungnahme eine erneute Anhörung angekündigt. „Wir werden nun die Einwendungen und Diskussionsbeiträge sorgfältig prüfen", so Andriof. „Sobald die Planungen und Gutachten aktualisiert sind und neue Erkenntnisse vorliegen, werden wir die Betroffenen zu den Ergebnissen anhören", sicherte der Regierungspräsident in einer Pressemitteilung zu.

Der Regierungspräsident bedauerte, dass es im Vorfeld nicht gelungen sei, die Befürchtungen der Betroffenen zu nehmen, die Neckarquerung als ein Einstieg in ein autobahnähnlichen Nord-Ost-Ring zu sehen. „Wir wollen weiterhin davon überzeugen, dass wir mit der Neckarquerung eine raumverträgliche Straße mit einem dementsprechenden Straßenquerschnitt planen", so Andriof.

Von Gerhard Brien,
Fellbacher Zeitung vom 21.07.2007
www.stuttgarter-nachrichten.de

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