Andriof: Bauen keine Autobahn um Stuttgart

Neckarbrücke bei Remseck wird niedriger und zweispurig -
Erörterungsverfahren am Mittwoch in Fellbach

"Wir waren noch nie so nah dran" - Regierungspräsident Udo Andriof ist nach einem Spitzengespräch am Freitag zuversichtlich, dass die zwischen Klärwerk Mühlhausen und Remseck geplante Brücke realisiert werden kann und der Zeitplan eingehalten wird.

Als großen Erfolg wertet der Behördenchef, dass der "Standort nicht mehr umstritten" ist. Um in dem Gespräch mit den Landräten aus Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis, den Oberbürgermeistern der umliegenden Städte sowie Vertretern des Verbands Region und der IHK punkten zu können, hat Andriof gegenüber den Kritikern des Projekts erhebliche Zugeständnisse gemacht. Die Brücke wird nicht mehr drei-, sondern nur noch zweispurig gebaut. Die Breite reduziert sich dadurch von 16,75 auf 12,50 Meter. Auf der Westseite bei Remseck fällt die Höhe des Bauwerks um sechs Meter niedriger aus und misst dann nur noch 8,65 statt 14,50 Meter. Die Leistungsfähigkeit reduziert sich dadurch zwar um rund zehn Prozent, dies, so Andriof, reiche für die prognostizierten 21 000 Fahrzeuge am Tag aus. Auch die durch die geringere Höhe bedingte, größere Steigung sei zu verkraften, weil nach neueren Prognosen der Schwerlastverkehr nicht mehr zwölf, sondern lediglich sieben Prozent ausmache. Positiver Nebeneffekt: Die bisher auf 19 bis 20 Millionen Euro geschätzten Baukosten reduzieren sich um vier Millionen.

Mit den abgespeckten Plänen sieht Andriof das Argument der Kritiker widerlegt, die Brücke bedeute den Einstieg für einen autobahnähnlich ausgebauten Nordostring. Seine Behörde habe die Neckarquerung immer als eigenständiges Projekt gesehen. Und er wird in seinen Aussagen noch deutlicher: "Wir brauchen keine Autobahn um Stuttgart herum und bauen auch keine." Für die IHK Region Stuttgart ist der sich abzeichnende Kompromiss gerade noch vertretbar. "Er bringt nicht die volle notwendige Entlastung, ist aber ein Schritt zur Verbesserung der Verkehrsproblematik in der Region", sagte Rems-Murr-Kammerpräsident Claus Paal. Nun müsse die Planung zügig abgeschlossen und die Finanzierung durch das Land sichergestellt werden. Regionaldirektor Bernd Steinacher sieht die neue Lösung mit dem Beschluss des Verkehrsausschusses der Region vereinbar. Eine Gesamtlösung im Sinne einer leistungsfähigen, durchgehenden Verbindung in Richtung B 14/B 29 bleibe weiterhin möglich.

Am Mittwoch, 18. Juli, und falls erforderlich auch noch am Tag darauf, findet in der Fellbacher Schwabenlandhalle ab 9 Uhr das Erörterungsverfahren des Regierungspräsidiums für die geplante Brücke statt. Die Unterlagen werden um die nun vorgestellten Änderungen ergänzt. "Wir reden mit allen Einsprechern", verspricht Andriof für den weiteren Verlauf des Verfahrens. Gegen das Vorhaben liegen rund 5500 Einwendungen vor. Bis Ende des Jahres soll der Planfeststellungsbeschluss vorliegen.


Die Planung für die neue Neckarbrücke und der weitere Trassenverlauf
Foto: Stadtmessungsamt Stuttgart / StN-Bearbeitung: Lange

Von Werner Weiss,
Stuttgarter Nachrichten vom 14.07.2007
www.stuttgarter-nachrichten.de

 [ zur Homepage ] [ Schließen ]