ARGE Nord-Ost: „Die allermeisten Betriebe
brauchen keinen Nordostring!“

IHK spricht nur noch für eine kleine Minderheit der Betriebe -
Gewagte Interpretation der Ergebnisse durch IHK -
Schnelle Straßen vernichten Arbeitsplätze

Mit Interesse hat die ARGE Nord-Ost e.V. die Ergebnisse der Mitgliederumfrage der IHK gelesen. Durch die suggestive Fragestellung der IHK stand von vorneherein schon fest, dass die Betriebe, die den Fragebogen beantworten, mehrheitlich für einen Nordostring sein würden. Interessant ist aber der sehr geringe Rücklauf: Nur 21% der angeschriebenen Betriebe füllten den Fragebogen aus. Ein denkbar schlechtes Ergebnis für die IHK!

Man muss den geringen Rücklauf von 21% auch bei der Interpretation der Ergebnisse beachten. Wenn die IHK in ihrem Bericht schreibt, dass 83% der Betriebe den Nordostring für wichtig für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Region Stuttgart halten, so sind das in Wahrheit nur 17,4% der angeschriebenen Betriebe. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bei der Frage, welche Auswirkungen das Fehlen eines Nordostrings auf den konkreten Betrieb habe, selbst von den antwortenden Betrieben nur noch eine Minderheit (41,5%) gravierende oder sehr gravierende Nachteile für sich sieht.
Daraus muss der Schluss gezogen werden, dass das Fehlen des Nordostrings eher abstrakt als Defizit („die wirtschaftliche Entwicklung der Region leidet darunter“) empfunden wird, als dass es ein wirklicher Mangel ist („mein Betrieb leidet tatsächlich darunter“).
Hierzu Joseph Michl, Vorsitzender der ARGE Nord-Ost: „Weniger als 10% aller angeschriebenen Betriebe sehen im Fehlen des Nordostrings überhaupt ein gravierendes Problem für sich! Der überwältigenden Mehrheit der Betriebe scheint das Fehlen des Nordostrings sogar herzlich egal zu sein, sonst hätten sich mehr an der Umfrage beteiligt. Die IHK und die Politik können daraus nur den Schluss ziehen, dass es auch in unserer Region wichtigere Probleme zu lösen gibt.“

Falsch ist, dass durch den Nordostring Arbeitsplätze erhalten oder gar geschaffen würden, wie es die IHK behauptet. Schnelle Verkehrswege nutzen den großen Konzernen und schaden den mittleren und kleinen Betrieben. Hierzu Joseph Michl: „Schnelle Verkehrswege führen insgesamt zu einem Abbau von Arbeitsplätzen. Sie ermöglichen der Wirtschaft eine starke Konzentration und Rationalisierung und damit den Abbau von Arbeitsplätzen. Auch für die Arbeitsplätze im Einzelhandel sind schnelle Verkehrswege und die damit verbundenen Strukturveränderungen Gift. Verkehrswissenschaftliche Untersuchungen belegen beispielsweise, dass Umfahrungsstraßen das „Einkaufszentrum auf der grünen Wiese“ fördern und die gewachsenen Ortszentren schwächen. Diese großen Einkaufszentren beschäftigen für den gleichen Umsatz aber nur ein Fünftel des Personals, das die Geschäfte in den traditionellen Ortszentren beschäftigen.“

Zusammenfassend stellt die ARGE zum Ergebnis der IHK Mitgliederbefragung fest: Auch diese Befragung hat ergeben, dass die überwältigende Mehrheit der Betriebe im Norden und Osten der Region Stuttgart im Fehlen des Nordostrings kein Problem sieht.
Das Ergebnis der Befragung sollte als Appell an die Politik verstanden werden, sich um die wirklich schwerwiegenden Probleme zu kümmern, und nicht mehr um den Bau neuer Straßen. Zu den wirklich großen Problemen unserer Gesellschaft zählen die Klimakatastrophe, der Flächenverbrauch, unzureichende Bildungschancen und fehlende Arbeitsplätze. Gerade diese Probleme würden aber durch den Nordostring nicht gelöst, sondern noch weiter verschärft.

Joseph Michl
Vorsitzender
Arge Nord-Ost e.V.
Franklinstr. 42
70435 Stuttgart
Tel.: 0711-9827993

Presseerklärung der ARGE Nord-Ost vom 11.03.2007
www.arge-nord-ost.de

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