„Die Bürger sollten Protest sammeln"

Ludwigsburg. Die Politiker ziehen höchst unterschiedliche Schlüsse aus dem Lärm, den eine Neckarbrücke bringen würde.

Für Jürgen Walter ist die Sache klar: „Wenn ich ein Anwohner wäre, würde ich langsam mal Protest sammeln", sagt der grüne Landtagsabgeordnete mit Blick auf die nun ermittelten Auswirkungen der geplanten Neckarbrücke auf Ludwigsburg. Wie berichtet, würde das Bauwerk in Remseck-Aldingen mehr Verkehr auf der Stuttgarter Straße sowie der Robert-Franck-Allee verursachen. Nach den vorläufigen Erkenntnissen des zuständigen Regierungspräsidiums müssten deshalb etwa 75 Gebäude mit Lärmschutz-fenstern ausgerüstet werden.

Die Ludwigsburger Stadträte ziehen aus diesen Zahlen jedoch unterschiedliche Folgerungen. Während sich die Grünen bestätigt sehen, „dass das ganze Projekt an den Haaren herbeigezogen ist", wie Markus Gericke formuliert, sind die CDU und die Freien Wähler erst recht davon überzeugt, dass der Brücke der Nord-Ost-Ring folgen muss. „Den brauchen wir dann noch dringender", sagt Klaus Herrmann, der für die CDU im Landtag und im Gemeinderat sitzt, und wie Roland Glasbrenner in der Trasse zwischen Waiblingen und Kornwestheim die einzige Möglichkeit sieht, Ludwigsburg vom Verkehr zu entlasten. Doch leider, sagt Herrmann, versuchten manche, „jeglichen Straßenbau zu verhindern". So wie Joseph Michl, der an der Spitze der Arge Nord-Ost gegen den gefürchteten Ring und die Neckarbrücke kämpft - und der angesichts der Ergebnisse des Lärmgutachtens der Auffassung ist, dass die Brückenpläne auch in Ludwigsburg ausgelegt werden sollten. An dem Erörterungsverfahren ist die Stadt bis jetzt nicht beteiligt, weil sie kein direkter Anlieger der Brücke ist. Doch Elga Burkhardt, die für die Lubu im Gemeinderat sitzt und den Ortsverband des Bund für Umwelt- und Naturschutz führt, will sich dafür engagieren, dass die Stadt auf ein Mitspracherecht drängt. Eckart Bohn (SPD) hofft auch, dass die Verwaltung ihre „zögerliche" Haltung aufgibt. „Die Brücke hat gravierende Auswirkungen auf Ludwigsburg", sagt Bohn, der aber wie CDU und Freie Wähler die große Lösung Nord-Ost-Ring fordert; jedoch sollte er nicht wie geplant bei der B 27 enden, sondern bis zur Autobahn geführt werden.

Tatsächlich hat die Stadt ihre Meinung dem Regierungspräsidium schon vor Jahren mitgeteilt. Demnach würde sie den Bau der Brücke in Kombination mit dem Ring befürworten, allerdings sollte dieser lediglich zweispurig sein und der Anschluss bei Kornwestheim modifiziert werden. Markus Gericke wiederum ist deshalb skeptisch, dass die Forderung nach einer Beteiligung der Stadt an den Brückenplänen etwas ändert. „Mit den aktuellen politischen Mehrheiten wird eine Ablehnung nicht möglich sein", mutmaßt er. Eine Diskussion wird in Ludwigsburg möglicherweise dennoch beginnen. Wenn das Regierungspräsidium sein bereits im Internet veröffentlichtes Gutachten aktualisiert hat, wird es auch nach Ludwigsburg geschickt und ausgelegt. Dann, hofft Jürgen Walter, beteiligen sich die Bürger vielleicht mehr an der Diskussion.

Von Verena Mayer, Kornwestheimer Zeitung vom 17.02.2010
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