Kritiker wollen Neckarbrücke verhindern

Erörterung - Im Februar wird die Planung im Regierungspräsidium zum dritten Mal behandelt

Die Gegner der neuen Neckarbrücke bei Remseck gehen zuversichtlich in die dritte Runde gegen das Stuttgarter Regierungspräsidium (RP). Bei der dritten Erörterung über die strittige neue Neckarbrücke wollen sie am 10. Februar in Vaihingen wieder Punktsieger werden.

„Bisher hatten wir immer recht", betonte Joseph Michl, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Nord-Ost (Arge Nord-Ost) gestern auf einer Pressekonferenz in Mühlhausen. „Der Erörterungstermin wird kein Kaffeekränzchen für das Regierungspräsidium", kündigte er selbstbewusst an. Allein die Tatsache, dass es einen höchst ungewöhnlichen dritten Erörterungstermin gebe, zeige, dass das RP bis jetzt mit falschen Argumenten und Zahlen gearbeitet habe. „Wir haben schon zweimal auf schwerwiegende Fehler in Verkehrsgutachten hingewiesen, die das RP korrigieren musste", sagte Michl.
Auch die dritte Vorlage der Aufsichtsbehörde ist nach Ansicht der Kritiker mangelhaft. Bei Verkehrszählungen im vergangenen Jahr habe sich gezeigt, dass die Analyse aus dem Jahr 2005 falsch gewesen sei. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass das RP überhöhte Lastwagenzahlen genannt hat, um für Remseck überhaupt eine Entlastung vorweisen zu können", bemängelte Michl. Im vergangenen Jahr hätten Zählungen belegt, dass die Remsecker Brücke täglich von weniger Lastwagen passiert werde, als das RP unterstellt habe. Trotzdem plane die Behörde weiter.
Deshalb ruft die Arge Nord-Ost alle Gegner der neuen Neckarbrücke und des durch das Lange Feld zwischen Mühlhausen und Kornwestheim geplanten Nordostrings auf, am 10. Februar zu dem Erörterungstermin ins RP nach Vaihingen zu kommen. „Wir müssen Druck machen und Regierungspräsident Johannes Schmalzl zu Antworten zwingen", so Michl. Bis heute habe dieser sich noch überhaupt nicht zu den meisten Einwendungen der Arge Nord-Ost inhaltlich geäußert.
Aus Sicht der Kritiker gilt das auch für die bemängelte Ausgleichsplanung. Der Brückenbau stelle zwar auch nach Meinung des Regierungspräsidenten einen schweren Eingriff in die Natur dar, so Michl, dieser solle allerdings durch ungenügende Renaturierungsschritte ausgeglichen werden. Was auf dem Papier noch plausibel erscheine, erweise sich vor Ort aber manchmal sogar als eine Verschlechterung des jetzigen Zustands.
Die Mitglieder der Arge Nord-Ost wollen aber auch praktisch zeigen, dass ein besserer Schutz der Umwelt nötig und möglich ist. Sie haben inzwischen ein für den Landschafts- und Naturschutz wichtiges Grundstück auf dem Langen Feld im Bereich des geplanten Nordostrings erworben. „Der Kauf war dank privater Spender und einem Darlehen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland möglich", erläuterte Michl. Dabei handele es sich aber nicht um ein Sperrgrundstück. Die Mitglieder verstünden sich als Naturschützer. Deshalb werde man ein auf dem Areal befindliches altes Silo entfernen und neue Obstbäume pflanzen, um einen lückenhaften bestehenden Biotopverbund zu ergänzen. „Uns geht es um den Erhalt der ursprünglichen Kulturlandschaft."
Aus diesem Grund freuen sich Michl und seine Mitstreiter ganz besonders über einen neuen Verbündeten - die Landeshauptstadt. Am 9. Februar werde der Gemeinderat über einen von der SPD-Fraktion eingebrachten Antrag entscheiden, der das Ziel habe, das Lange Feld als wertvolle Freifläche zu erhalten, die vorhandenen Biotope zu schützen und zu vernetzen. „Dafür gibt es im Ausschuss für Umwelt und Technik eine Mehrheit", sagte Michl. „Das ist dann ein deutliches politisches Signal an den Regierungspräsidenten, die Planung der neuen Neckarbrücke und des Nordostrings endlich zu begraben."

Von Wolfgang Schulz-Braunschmidt, Stuttgarter Zeitung vom 27.01.2010
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