Joseph Michl: „Wackliges Fundament falscher Verkehrszahlen"

Die Arge Nord-Ost sieht sich durch neue Verkehrsstudie des Regierungspräsidiums bestätigt: Schwerlastverkehr geht zurück.

Die Arge Nord-Ost sieht die Verkehrszählung der Städte Fellbach und Kornwestheim vom Mai dieses Jahres durch die Kontrolluntersuchung des Regierungspräsidiums (RP) bestätigt. Dies teilte der Vorstand der Bürgerinitiative gestern mit. Die beiden Städte hatten durch eine eigene Zählung herausgefunden, dass die Verkehrszahlen, mit denen das RP die geplante neue Neckarbrücke bisher begründet hat, zu hoch waren. Vor allem der Lastwagen-Verkehr auf der Brücke und im Nahbereich wurde vom RP bisher um etwa 30 Prozent überschätzt, heißt es in der Pressemitteilung des Vorsitzenden Joseph Michl und seiner beiden Stellvertreter Horst Allgaier und Reinhold Uetz. Das RP hatte die Ergebnisse der Brückengegner in der Mai-Zählung angezweifelt und eine eigene Zählung im Juli in Auftrag gegeben (wir haben darüber berichtet). Deren Ergebnisse bestätigen nun nach Ansicht der Arge „die Zahlen vom Mai in vollem Umfang und widerlegen die eigene Verkehrsprognose des RP". Insbesondere der Schwerverkehr zeige erhebliche Abweichungen. 2005 habe das RP 4200 Lastwagen pro Tag auf der Brücke gezählt, im Mai dieses Jahres kam man auf 2961 Lastwagen, im Juli nach der neuerlichen Zählung im Auftrag des Regierungspräsidiums nur noch auf 2887. Ergebnis der Arge-Analyse: Beim Schwerverkehr übersteigt die Analyse des RP 2005 die tatsächliche Belastung der Brücke heute um mindestens 31 Prozent. Ganz anders sehe der Fall aus, wenn die umstrittene Neckar-Brücke gebaut würde. „Hier ist davon auszugehen, dass erhebliche Schwerverkehrsanteile weiträumig in das Plangebiet verlagert werden und es dadurch zu deutlichen Verkehrszunahmen kommt", so die Arge. In diesem Fall rechnet das RP auf den dann zwei Brücken sogar mit einem Verkehr von 5100 Lastwagen pro Tag, was fast einer Verdoppelung des heutigen Schwerlastverkehrs entspricht.

Die Arge Nord-Ost hält diese Belastungen für die im Umfeld der beiden Brücken lebenden Menschen für unzumutbar und fordert das RP schon alleine aus diesem Grund auf, „seine menschenfeindliche Brückenplanung einzustellen". Das RP solle jetzt die richtigen Schlüsse aus seiner eigenen Verkehrszählung ziehen. Die Verkehrsbelastung sei nicht wegen der Wirtschaftskrise so niedrig, sondern sie stagniere schon seit Jahren. Dass die Wirtschaftkrise bisher wenig Einfluss auf die Verkehrsbelastung hatte, zeige die Verkehrszählung im Mai 2009 am Stuttgarter Kesselrand, bei der gegenüber 2007 eine Verkehrszunahme um 4,9 Prozent ermittelt wurde. Hinzu kommt, dass beispielsweise die Stadt Stuttgart bereits im Oktober 2008, also noch vor der Krise, auf der L 1100 bei Mühlhausen ein deutlich geringeres Verkehrsaufkommen festgestellt hatte als dies die Analyse des RP für das Jahr 2005 behauptete. Joseph Michl: „Die neue Verkehrszählung des RP bestätigt, dass die bisherige verkehrliche Begründung der Brückenplanung nicht zutreffend ist." Wenn aber die Verkehrszahlen, vor allem beim Lastwagen-Verkehr geringer sind, als sie vom RP bisher angenommen wurden, schneiden alternative Planungen wie die „Billinger-Brücke" im Variantenvergleich noch besser als bisher ab. Das RP sei gut beraten, „die neue Neckarbrücke nicht auf das wacklige Fundament falscher Verkehrszahlen zu bauen".

Von Gerhard Brien, Fellbacher Zeitung vom 26.11.2009
www.stuttgarter-nachrichten.de

 [ zur Homepage ] [ Schließen ]