Fluss-Kunst und Straße harmonieren nicht

Oeffingen. Fellbach und Kornwestheim üben am Neckarufer Schulterschluss gegen geplanten Brückenschlag.

Es war eine Szene mit Symbolcharakter. Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm und seine Kornwestheimer Kollegin Ursula Keck übten am Ufer des Neckars den Schulterschluss gegen den Brückenschlag. Eine Besonderheit sei der Besuch der Nachbarn bei den Stadtteilbegehungen, sagte Palm: „Und ein Signal, dass wir die gemeinsame Strategie verfeinern." OB Palm und seine Amtskollegin Keck trafen sich gestern bei widrigen Bedingungen. Der Regen prasselte hernieder, doch unverdrossen gruben die Bagger ihre Schaufeln in die Uferböschung für das geplante Kunstwerk „Fellbacher Landungsbrücke". Ähnlich trüb wie das Wetter, so Christoph Palm, seien hoffentlich die Aussichten für die Brückenpläne des Regierungspräsidiums. „Ich bin sicher, dass wir gute Karten haben."

Fellbach und Kornwestheim kämpfen gemeinsam gegen die fast 50 Jahre alten Straßenbaupläne. Palm erinnerte daran, dass eigentlich vier große Straßenringe geplant waren: der Nord-Ost-Ring, der Kleine Ostring, von dem eine Bushaltestelle und eine 300 Meter lange Straße übrig ist, die Schurwaldüberquerung und die Neckar-Alb-Autobahn, die beide nie realisiert wurden. „Und der Nord-Ost-Ring soll jetzt die Funktion von allen Straßen übernehmen, das ist wie Hubschrauber im Wohnzimmer fliegen." Dort, wo Fellbach seit der Eingemeindung von Oeffingen ein paar hundert Meter Neckarufer besitzt - und wo am 26. September die „Landungsbrücke Fellbach" im Rahmen des Projekts der Kultur-Region Stuttgart „Die Wasser des Neckars" eingeweiht wird - bekräftigten die obersten Vertreter beider Kommunen ihren Widerstand gegen die vom Regierungspräsidium favorisierte Brücke. Denn sie, so lauten unisono die Meinungen in den Rathäusern von Kornwestheim und Fellbach, führt unweigerlich zur vierspurigen Straße. Der Fellbacher Neckarstrand stehe für beide Themen, sagte Palm. „Den Neckar lebenswerter machen zu wollen, und gleichzeitig eine Brücke zu bauen und eine Straße zu planen, schließt sich gegenseitig aus."

Nicht nur die Vertreter aus der Kommunalpolitik waren gekommen, auch Josef Michl, der Sprecher der Arge Nord-Ost, wollte bei der symbolträchtigen Aktion dabei sein. Gemeinsam sind wir stark, sollte das Bild der Einheit sagen, und gemeinsam verschaffen wir uns Gehör und haben mehr politisches Gewicht. Oberbürgermeisterin Ursula Keck, die von elf Kornwestheimer Gemeinderäten begleitet wurde, unterstrich das noch mit Worten. Sie bezeichnete die so genannte Andriof-Brücke als „auf Schwäbisch Überzwerch" und nicht geeignet, die Verkehrsprobleme im Raum zu lösen. „Wir sehen und verstehen das Remsecker Problem, aber es nützt nichts, wenn es einfach weitergegeben wird."

Von Eva Herschmann, Fellbacher Zeitung vom 16.07.2009
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