Waiblingen ebnet Neckarbrücke den Weg

Gegner befürchten autobahnähnlichen Nordostring -
Traktoren-Demo in Fellbach

Waiblingen/Fellbach - Der Waiblinger Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung mit solider Mehrheit den Plänen für eine neue Neckarquerung nahe Aldingen zugestimmt. Fast gleichzeitig demonstrierten in Fellbach zahlreiche Bauern mit einer Schlepper-Parade gegen die Brücke.

Die seit Jahren bekannten Argumente beherrschten auch die dreistündige Sondersitzung im Waiblinger Ratssaal. Für die einen, bestehend aus der Verwaltung und dem bürgerlichen Mehrheit im Stadtparlament, ist die vom Stuttgarter Regierungspräsidium geplante Brücke der Einstieg in die lange erhoffte bessere Verknüpfung der Wirtschaftsräume Remstal und Ludwigsburg. Waiblingen, so klagte OB Andreas Hesky, sei "die einzige Kreisstadt in der Region, die keinen direkten Anschluss an eine Autobahn hat".

Die anderen - SPD, Grüne - wiederum sehen in der Neckarüberquerung den ersten Schritt für eine vierspurige Asphaltpiste auf dem Schmidener Feld. Auch die kürzlich vorgestellten abgespeckten Brückenpläne seien tauglich" für eine halbe Autobahn, das ist keine lokale Verbindungsstraße", monierte Christina Schwarz (Alternative Liste). "Der Moloch Verkehr frisst weiterhin die Landschaft", meinte Horst Jung von der Bürgerliste Bittenfeld (Bübi). "Die besten Böden Deutschlands oder sogar der Welt" würden zerstört, schimpfte Karl Bickel (SPD). Sein Fraktionschef Klaus Riedel bezichtigte die Verwaltung ob ihrer mangelhaften Darstellung der Folgen dieser Straße gar der "Täuschung" des Gremiums.

Obgleich die Brückengegner gut drei Viertel der Redezeit füllten, hatten sie am Ende vor rund zwei Dutzend Zuhörern das Nachsehen: Mit 19 zu 13 Stimmen erteilte der Gemeinderat sein Plazet. Zugleich fordert Waiblingen, dass umgehend auch die Planung für eine Straße auf dem Schmidener Feld zur Entlastung des Stadtteils Hegnach in Angriff genommen wird. Um denö kologischen Eingriff einer solchen Straße - ob als direkte Verbindung in Fortsetzung der Waiblinger Westumfahrung oder als kleinere Lösung als Tangente bei Hegnach - zu minimieren, sollen zumindest 50 Prozent der Strecke als Tunnel geführt werden.

OB Hesky kündigte sofort "konstruktive Gespräche" mit dem Nachbarn Fellbach an, "um einen Konsens zu finden". Das freilich dürfte sich sehr schwierig gestalten - dies zeigte die zeitgleich zur Waiblinger Entscheidung stattfindende Informationsveranstaltung zur Neckarbrücke in der Schmidener Festhalle. Vor der Halle protestierten Naturschützer mit Plakaten und Landwirte mit Traktoren. Drinnen hatte Straßenplaner Achim Hollatz vom Regierungspräsidium mal wieder einen schweren Stand. Der Versuch, den vierspurigen Nordostring durch die Hintertür durchzusetzen, sei "perfide", wetterte SPD-Regionalfraktionschef Harald Raß. Zufrieden registrierten die Fellbacher Zuhörer zudem, dass sich ihr OB Christoph Palm mittlerweile offenbar klar gegen die Brücke positioniert. Bisher hatte der CDULandtagsabgeordnete die abgespeckten Brückenpläne als "Durchbruch" mit" Kompromisspotenzial" bezeichnet.

Von Dirk Herrmann,
Stuttgarter Nachrichten vom 23.02.2008
www.stuttgarter-nachrichten.de

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