Geänderte Pläne für die Neckarquerung

Brückenplaner wollen Gräben überwinden

Mit einer abgespeckten Neckarquerung hofft das Regierungspräsidium, Kritiker zu überzeugen

Stuttgart - Das Regierungspräsidium will Kritik an Plänen für die Neckarbrücke nördlich von Mühlhausen beim weiteren Vorgehen berücksichtigen. Umweltschützer lehnen das Vorhaben weiter ab. Aus Fellbach und Waiblingen kommen jetzt erstmals positive Signale.

Für Udo Andriof lautet die Zauberformel "Vertrauenstatbestände schaffen". Seit der scheidende Regierungspräsident vor zweieinhalb Jahren seine Pläne für eine dreispurige Neckarbrücke zwischen Stuttgart-Mühlhausen und Remseck-Aldingen vorgestellt hat, musste er sich massive Kritik gefallen lassen. Umweltschützer und die Bürgerinitiative Arge Nordost befürchteten, dass die Brücke als klammheimlicher Einstieg in eine autobahnähnliche Nordostumfahrung von Stuttgart gedacht sei. Die unmittelbar betroffene Stadt Fellbach hatte bemängelt, dass eine zweite Brücke durch die Ortsmitte von Remseck-Neckarrems nicht detailliert genug geprüft worden sei. Waiblingen hingegen sprach sich gegen einen Brückentorso und für eine Anbindung an die B 27 und die Waiblinger Westumfahrung aus.

Inzwischen hat Andriofs Chefplaner Andreas Hollatz die Brückepläne zweimal bei öffentlichen Erörterungen verteidigt. Und inzwischen ist die Behörde bemüht, mit ihren modifizierten Planungen und den erwähnten "Vertrauenstatbeständen" möglichst viele Kritikpunkte zu entkräften. Die wichtigste Änderung betrifft die Breite: Brücke und Verbindungsstraße sollen nur noch zwei- statt dreispurig gebaut werden. Außerdem taucht in den neuen Plänen ein Fahrrad- und Fußgängerweg als direkte Verbindungsstrecke von Fellbach-Oeffingen bis nach Aldingen auf. "Wir wollen deutlich machen", so Andriof bei einem Pressetermin gestern, "dass wir hier keine Autobahn planen."

Im westlichen Teil wird die Brücke um sechs Meter auf 9,50 Meter abgesenkt; auf der Brücke soll es knapp zwei Meter hohe Lärmschutzwände geben, zudem wird die Zufahrtsrampe nach Norden in Richtung Aldingen verlegt - wohl auch, um den überregional bekannten Calendula Kräutergarten im Norden Mühlhausens nicht zu stark in Mitleidenschaft zu ziehen. Der Lärmpegel erhöhe sich für die Aldinger dadurch lediglich um 0,1bis 0,2 Dezibel. Auf der um vier Meter verschlankten Brücke sollen künftig knapp 22000 Fahrzeuge täglich unterwegs sein, die bestehende Brücke werde dadurch um rund 10000 Fahrzeuge entlastet.

Gestern hat Andriof die betroffenen Kommunen, den Regionalverband sowie die IHK Region Stuttgart und die Arge Nordost über die neuen Pläne informiert. "Mein Eindruck war, dass die Sache für die meisten Beteiligten schon weitgehend durch ist", sagte Andriof gestern. Die Finanzierung für das 16 Millionen Euro teure Projekt sieht Andriof gesichert, da das Land zurzeit 30 Millionen Euro zusätzlich für Großprojekte einplane.

Aus Fellbach und aus Waiblingen hat Andriof für seine Pläne gestern Lob erhalten. Den Fellbacher Baubürgermeister Hans Müller habe überzeugt, dass nun erstmals detaillierte Zahlen über die beiden alternativen Brückentrassen in Neckarrems beziehungsweise näher an Aldingen vorgelegt werden sollen. "Wir haben das Gefühl, die Planung bindet sich ins bestehende Straßennetz ein", sagt Müller. "Diese Variante wird man akzeptieren können", sagt der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky. Zwar entlaste die abgespeckte Planung den Stadtteil Hegnach weniger, "wir haben aber schon immer nur mit einer zweispurigen Trasse geplant".

Für die Änderungen nimmt das RP eine Verschiebung im Zeitplan in Kauf. Vom 15. Januar an werden die Pläne erneut ausgelegt, danach haben Betroffene bis Ende Februar die Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen. Im Anschluss ist ein erneuter öffentlicher Erörterungstermin geplant. Andriof hofft, dass die Pläne bis Mitte 2008 genehmigt sind, Baubeginn wäre dann frühestens im Jahr darauf - falls niemand Klage gegen das Vorhaben einreicht. Gegen die erste Variante gab es 5500 Einwendungen. Die Arge Nordost hat mehrfach mit einem Gang vor Gericht gedroht - und die modifizierten Pläne gestern erneut kritisiert. Auch diese zweispurige Straße lasse sich in eine vierspurige Straßenplanung einfügen, so der Vorsitzende, Joseph Michl: "Es geht der Behörde nur darum, einen großen Autobahnring durchzusetzen."

Von Markus Klohr,
Stuttgarter Zeitung vom 04.12.2007
www.stuttgarter-zeitung.de

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