Verein Arbeitsgemeinschaft Nord-Ost
Stand: 02.07.2019
 Arbeitsgemeinschaft Nord-Ost-Ring

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Keine neue Autobahn!Die ARGE Nord-Ost ist ein Bündnis von über 30 Organisationen im Norden und Osten von Stuttgart, die sich gemeinsam gegen den geplanten Nord-Ost-Ring wehren. Statt der Naturzerstörung durch eine neue Autobahn wollen wir die Grüngebiete unserer Heimat aufwerten und dauerhaft erhalten.
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Der Nord-Ost-Ring (B 29) wird vom Regierungspräsidium Stuttgart als 4-spurige, autobahnähnliche Schnellstraße zwischen Stuttgart-Zuffenhausen / Kornwestheim und Fellbach / Waiblingen geplant.


 Warum sind wir gegen den Nord-Ost-Ring?

Erholung:
Der Nord-Ost-Ring würde ein für die hier lebende Bevölkerung sehr wichtiges Naherholungsgebiet zerstören. Heute kann dieses von über 100.000 Menschen von zuhause aus bequem zu Fuß erreicht werden. Es ist die größte unzerschnittene Grünfläche im Großraum Stuttgart, heute noch eine Insel der Ruhe im ansonsten hochbelasteten Ballungsraum. Entsprechend gerne wird das Gebiet dann auch für die Naherholung genutzt. Die geplante Schnellstraße mit einem enorm hohen Verkehrsaufkommen (über 70.000 Fahrzeuge je Tag!), die das Gebiet in der Mitte durchschneidet, würde die Fläche großräumig verlärmen und mit Abgasen belasten, so daß keine ruhigen, für die Erholung geeigneten Bereiche mehr vorhanden wären.

Landwirtschaft:
Beim Planungsgebiet handelt es sich um eine Fläche mit den besten Böden Baden-Württembergs. Die Felder sind schon seit vielen Jahrtausenden bewirtschaftet und haben bis heute nichts von ihrer Leistungsfähigkeit verloren. Die Äcker werden momentan sehr intensiv, zum Teil für Sonderkulturen (Erdbeeren, Gemüse, Blumen), genutzt, was eine ortsnahe und damit umweltfreundliche Versorgung des Ballungsraumes Stuttgart ermöglicht.

Naturschutz:
Trotz der Nutzung für Naherholung und Landwirtschaft stellt die Fläche auch einen wertvollen Lebensraum für viele, auch vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten dar. So kommen hier z. B. das Rebhuhn, der Steinkauz, die Schafstelze und die Feldlerche vor. Die geplante Trasse würde ihre Lebensräume vernichten und damit einen weiteren großen Beitrag zum Artensterben leisten.

 Was fordern wir ?

Aus diesen und vielen weiteren Gründen wehrt sich die ARGE Nord-Ost gegen den geplanten Nord-Ost-Ring und setzt sich statt dessen für eine Aufwertung und Sicherung des wertvollen Grüngebietes im Rahmen eines Landschaftsparks ein. Ein Landschaftspark soll für ein verträgliches Miteinander der drei gewollten Nutzungsrichtungen Landwirtschaft, Erholung und Naturschutz sorgen. Gleichzeitig soll er die Gefährdung durch Straßenbaumaßnahmen, wie den 4-spurigen Nord-Ost-Ring, abwehren.


Gewann Lerchenberg / Trasse Nord-Ost-Ring
(360°-Panoramabild, 150 KB)

 Pläne und weitere Infos

Straßenpläne:
Der Nord-Ost-Ring wird als 4-spurige Bundesstraße mit einem Trassenquerschnitt von 26 Metern geplant. Die Entwurfsgeschwindigkeit ist 100 km/h. Dies entspricht einer später gefahrenen Geschwindigkeit von 120 km/h und darüber.

Regelquerschnitt 26 nach RAS-Q 96

4 Fahrstreifen F
á 3,50 m
=
14 m
4 Randstreifen R
á 0,50 m
=
2 m
2 Standstreifen S
á 2,00 m
=
4 m
1 Mittelstreifen M
á 3,00 m
=
3 m
2 Bankette B
á 1,50 m
=
3 m

Gesamtbreite
26 m

Der Nord-Ost-Ring in seiner ganzen Breite


So müsste man sich die autobahnähnliche Bundesstrasse vorstellen (Fotomontage).

Untersucht wurden 9 Varianten: A, B, C, D, E D1, CA1, CA2, C1 (  Übersicht der Varianten ) (152 KB)
Der Erläuterungsbericht legt sich weitgehend auf die Variante "C1" fest, die näher bei Kornwestheim verläuft als die ursprünglich einmal geplante 4.1 Variante (die hier der Variante "A" entspricht). Die ursprünglich von Gutachtern (Teilraumuntersuchung) empfohlene Variante 4.3 (Ausbau einiger Engpässe bei bestehenden Straßen sowie neue Neckarbrücke bei Aldingen) wurde erst gar nicht untersucht.

Geplanter Nordostring
Grafik: Stuttgarter Zeitung vom 04.04.2003 - www.stuttgarter-zeitung.de

Verkehrsgutachten:
Vom Gutachterbüro Bender und Stahl wurden 2000 / 2001 Verkehrsgutachten durchgeführt, deren Verkehrszahlen die Grundlage für die Planung und weitere Verkehrsberechnungen sind.

Die Verkehrsgutachten errechnen die Verkehrszahlen mittels eines sog. "Umlegungsmodells". Dieses geht davon aus, daß der Gesamtverkehr weitgehend unabhängig vom Angebot an Straßen ist und letzteres nur Einfluss auf die Verteilung des Verkehrs auf die verschiedenen Straßen hat.

Dieses "Umlegungsmodell" ist aber wenig geeignet, das Verkehrsgeschehen abzubilden und führt vielfach zu falschen Ergebnissen. In der Realität ist der Gesamtverkehr in hohem Maße abhängig vom Straßenbau. D.h. neue und schnellere Straßen erzeugen zusätzlichen Verkehr. Das "Umlegungsmodell" führt daher i.d.R. zu einer starken Unterschätzung des Gesamtverkehrs. Entlastungen werden überschätzt.

Daß dies tatsächlich zutrifft, läßt sich u.a. am Neubau der B 14 (Kappelberg-Tunnel) nachweisen. Auf der B 14 wurden binnen 2 Jahre die Verkehrszahlen erreicht, die nach den Gutachtern erst 10 Jahre später hätten eintreffen dürfen. Die Entlastungen im nachgeordneten Straßennetz (alte B 14) waren geringer als berechnet.

Neben der Anwendung eines untauglichen (aber leider auch gebräuchlichen) Rechenmodells leiden die Verkehrsprognosen noch unter einem anderen Problem: Es werden beim Nord-Ost-Ring die Wirkungen verschiedener Straßenbauvorhaben, die völlig unabhängig von diesem und z.T. schon in der Realisierung sind, mit einberechnet. Diese sind:

  • Ausbau der B10 (Heilbronner Straße / Pragsatteltunnel / Rosensteintunnel)
  • Neubau der B 14 im Raum Winnenden / Leutenbach / Backnang
  • Ausbau der L 1115 ( B 313) zwischen AS Mundelsheim und der B 14 bei Backnang
  • Bau des Langtunnels im Zuge der Heilbronner Straße und Frankfurter Straße in Ludwigsburg-Eglosheim (B 27)

Somit kann im Vergleich Nullvariante (ohne Nord-Ost-Ring und die anderen genannten Maßnahmen) mit dem Planfall (mit Nord-Ost-Ring und die anderen genannten Maßnahmen) nicht gesagt werden, welche berechneten Entlastungseffekte überhaupt auf den Nord-Ost-Ring zurückzuführen sind. Aus beiden genannten Gründen sind die Verkehrszahlen wenig aussagekräftig.

Schalltechnische Untersuchung (Lärmgutachten):
Auf der Basis obiger Verkehrszahlen wurden die Auswirkungen des Nord-Ost-Rings (Variante C1) auf die Verlärmung des Gebietes untersucht. Veröffentlicht wurden Lärmkarten mit den berechneten Lärmwerten nachts in 2 Meter Höhe. Lärmkarten von der Tagesbelastung und in größeren Höhen fehlen. Da der Hauptverkehr tagsüber auf dem Nord-Ost-Ring fließt, müssten zur Beurteilung der Auswirkungen dieser Schnellstraße auch die Tagesbelastungen angegeben werden. Außerdem hat es in den umliegenden Wohngebiete teilweise sehr hohe Wohngebäude. Gerade bei weiterer Entfernung zur Lärmquelle (Nord-Ost-Ring) werden höher gelegene Stockwerke mit mehr Lärm belastet als Erdgeschosswohnungen.

Das Ergebnis der Schalltechnischen Untersuchung ist u.a.:

  • Der Nord-Ost-Ring verlärmt ein heute noch weitgehend unbelastetes Naherholungsgebiet.
  • Der Nord-Ost-Ring erhöht auch weiträumig die Verlärmung in vielen Wohngebieten (z.B. Kornwestheim, Zazenhausen, Freiberg, Mühlhausen, Oeffingen ...) sehr stark.
  • Die Lärm-Entlastung - wenn sie überhaupt stattfindet - durch Verkehsrverlagerung (z.B. Mönchfeldstraße) wird nach wenigen Metern Abstand von der jeweiligen Straße bereits durch die weiträumige Lärmerhöhung durch den Nord-Ost-Ring vollkommen überlagert.

Umweltverträglichkeitsstudie:
Die Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) untersucht die Auswirkungen des Nord-Ost-Rings auf die Schutzgüter Mensch, Tiere und Pflanzen, Boden, Luft, Wasser, Landschaft und Kulturgüter. Die UVS gibt einen guten Überblick über alle schützenswerten Belange und kommt zu dem Ergebnis, daß die von der Planung betroffenen Flächen sehr wertvoll sind. Vor allem trifft dies nach UVS auf das Schmidener Feld zu. Die Wertigkeit der Flächen zwischen Schmiden und Waiblingen wird als so hoch eingestuft (Eingriffe sind nicht ausgleichbar), daß man eigentlich den sofortigen Baustopp der Waiblinger Westumfahrung fordern müsste. Denn offensichtlich hat die Stadt Waiblingen die Wertigkeit dieser Fläche nicht richtig erkannt und konnte somit nicht alle notwendigen Belange in die Abwägung einstellen. Die Abwägung wäre demnach fehlerhaft.

Weitere aktuelle Infos und detaillierte Pläne:

ARGE Nord-Ost e.V.
www.arge-nord-ost.de

Weitere Infos:

Schutzgemeinschaft Krailenshalde e.V.
www.krailenshalde.de

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