Kindergarten leidet an Neubausyndrom

Zazenhausen. Weil Baumaterialien im Inneren des Neubaus Geruchsstoffe abgeben, wurde der Einzug verschoben. Von Marta Popowska

Der lang ersehnte Bezug des neuen evangelisch-katholischen Kindergartens an der Landsknechtstraße / Vogteiweg ist verschoben worden. Zwar ist der Neubau fertiggestellt, doch haben Raumluftmessungen des Tiefbauamtes Stuttgart erhöhte Werte bei den Geruchsstoffen, die von Baumaterialien im inneren des Gebäudes abgegeben werden, ergeben. Laut Tiefbauamt kann der Betrieb nicht vor dem 2. Mai aufgenommen werden.

„Wir haben erst am 2. März von der Verzögerung erfahren - das hat uns kalt erwischt", sagt Ute Bögel vom Pfarramt in Zazenhausen. Denn der ursprünglich geplante Bezug des Neubaus war für den 14. März vorgesehen. In ihm werden die Gruppen des städtischen und des alten ökumenischen Kindergartens zusammengelegt. Das Grundstück des städtischen Kindergartens in der Bilihildstraße ist bereits verkauft und sollte am 11. März geschlossen werden. Das Personal hat seinen Dienst in anderen Einrichtungen angetreten. „Wir mussten das neue Personal und die Kinder daher auf die beiden alten Kindergärten verteilen. Das war nicht einfach, denn die Gruppen sind erweitert worden und wir haben jetzt mehr Kinder als zuvor. Mir war wichtig, dass wir keinem Kind absagen mussten", sagt Pfarrerin Ute Bögel. Eine weitere Schwierigkeit habe sich daraus ergeben, dass nach Ganztagesgruppen und Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten unterschieden werden musste. Dabei sind Auflagen des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS) zu beachten. Bei Kindern, die ganztags betreut werden, müsse zum Beispiel gewährleistet werden, dass ein zusätzlicher Ruheraum zur Verfügung steht, sagt Bögel. „Das ist relativ viel Aufwand für die kurze Überbrückungszeit, doch die Gesundheit unserer Kinder ist das Wichtigste", sagt die Pfarrerin.

Bei einer Informationsveranstaltung am 10. März mit Fachleuten vom Tief- und Hochbauamt sind die betroffenen Eltern darüber informiert worden, dass es sich bei den Messungen um eine reine Routine handle, sagt Kathrin Scheck vom Förderverein für den evangelisch-katholischen Kindergarten Zazenhausen. Reiner Amend vom städtischen Tiefbauamt erklärte schriftlich, dass dieses Problem, auch Neubausyndrom genannt, in vielen neuen Gebäuden auftrete. Im allgemeinen klinge es nach wenigen Monaten wieder ab. Weiter heißt es, dass „geruchliche Beeinträchtigungen" nicht gleichgesetzt werden könnten mit einer gesundheitlichen Gefahr. Die beteiligten Ämter haben sich demnach dafür ausgesprochen, die Tagesstätte erst für die Nutzung freizugeben, wenn die Geruchsstoffe vermindert werden konnten. „Dazu gehört, dass man die verdächtigen Baustoffe entfernt hat und die Räume abwechselnd aufheizt und lüftet", erklärt Reiner Amend.

Das sei sehr heizintensiv, doch bereits die zweite Messung habe eine Verringerung der Werte um 50 Prozent ergeben. „Wir sind zuversichtlich, dass der 2. Mai eingehalten werden kann", sagt Amend. Zwar seien einige Eltern mit der vorläufigen Lösung unzufrieden, erzählt Kathrin Scheck. „Doch sollten wir alle das Beste aus der Situation machen. Hier trägt niemand eine Schuld, und die Stadt hat völlig richtig reagiert. Unsere Freude auf den Neubau ist davon völlig ungetrübt", sagt Scheck.


Fenster und Türen stehen offen. Mit abwechselndem Lüften und Heizen
sollen die Gerüche vertrieben werden. Foto: Popowska

Von Marta Popowska, Stuttgarter Nachrichten vom 22.03.2011
www.stuttgarter-nachrichten.de

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