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Zazenhausens kleine Lichtblicke

Bürgerverein: In 15 Jahren einiges erreicht - Warten auf Halle

Für den kleinen Stadtteil Zazenhausen mit seinen gerade rund 1300 Bewohnern ist ein Bürgerverein mit 155 Mitgliedern eine außerordentlich beachtenswerte Leistung. Daß er gar 1987 schon 15 Jahre besteht, zeugt nicht nur für die Arbeit des Gremiums, sondern auch für den Widerhall, den der Bürgerverein in Zazenhausen findet.

Zur 15. Hauptversamlung seines Bestehens war der Saal des Turnvereins beinahe voll besetzt, als der 1. Vorsitzende, Rudolf Thom, in Anwesenheit von Bezirksvorsteher Wolfgang Meyle und Hans-Joachim Meyer aus Zuffenhausen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Stuttgarter Bürgervereine, die Versammlung eröffnete.

Im Bürgerverein Zazenhausen ist es Brauch, daß nicht der Vorsitzende allein einen Jahresbericht abgibt, sondern dies auf seine zwei Stellvertreter und die Ausschußmitglieder verteilt, die sich jeweils selbst sachkundig machen müssen, ein Verfahren, das nicht nur den 1. Vorsitzenden entlastet, sondern alle Informationen auf eine breite Basis stellt.

Zum Thema öffentlicher Nahverkehr war zu hören, daß die Bemühungen um eine Verstärkung der Knisel-Autobuslinie bisher zu keinem Resultat führte, auch nicht eine Idee, den Stadtteil mit Bedarfstaxis außerhalb der öffentlichen Nahverkehrszeiten zu versorgen. Hier fehlt noch der Kostenträger, der nur Stadt Stuttgart oder VVS heißen könnte.

Das Thema Straßenausbau und -sanierung macht in Zazenhausen Fortschritte, sowohl qualitativ als auch optisch, doch fehlt, wie in der späteren Diskussion deutlich wurde, da und dort, vor allem in der Blankensteinstraße, ein Gehweg auf der Nordseite. Wohl bald in Angriff genommen werden soll eine städtebauliche Neuordnung des „Marktplatzes" vor der „Krone" und des angrenzenden „Brunnenplatzes" und der Freifläche des Kirchplatzes.

Nach wie vor drückt die Zazenhäuser das Problem der Verlagerung der Poststelle, damit endlich die Schule erweitert und modernisiert werden kann. Die Bundespost hat in Aussicht gestellt, daß sie ein privates Ladenlokal (früherer Ausstellungsraum Kull) anmieten und entsprechend ausstatten will, wenn gar kein anderer Platz gefunden werden kann, obwohl dieser Raum zu klein sei, um die nötigen Sicherheitsanforderungen zu erfüllen.

Vordergründig scheint hier zwar die Infrastruktur verbessert werden zu können, doch weitere Projekte scheitern noch immer an der zu geringen Einwohnerzahl, die es unmöglich macht, Zazenhausen in irgend ein Programm der Stadt - Dorferneuerungs- oder Wohnumfeldprogramm - einzubinden. So wird für Zazenhausen ein eigenes Programm geschaffen, wie Bezirksvorsteher Meyle ankündigen konnte. Aus diesem Topf allerdings soll auch die immer dringlichere Mehrzweckhalle finanziert werden, für die erst einmal 1,5 Millionen DM in Ansatz gebracht wurden. Nächste Woche wird eine Besprechung mit der Stadt und dem Hallenbauverein und ihrer rührigen Vorsitzenden Heidi Weber zu diesem Thema stattfinden, wo man hofft, einen geeigneten Platz zu finden. Dies sei allerdings nur machbar, wenn das Spielfeld des TV Zazenhausen über den Feuerbach verlegt wird. Dort ist das Gelände allerdings größtenteils noch in Privathand.

Sehr engagiert äußerten sich sowohl Ausschußmitglieder als auch die Mitglieder selbst zu dem Kleinbautenerlaß des Regierungspräsidiums. „Eine Granatensauerei", war die Meinung. „Man kann den Besitzern nicht zumuten, ihre Gärten uneingezäunt zu lassen und auch Hecken nur bedingt zuzulassen. Da kann ja jeder in jeden Garten oder in jedes Häusle hineinspazieren und den Leuten ihren Kuchen und ihren Kaffee wegessen. Warum macht man denn an Häuser nach wie vor Haustüren?" Dieser Einwand ist gewiß nicht von der Hand zu weisen und wurde mit viel Beifall bedacht. Der Bürgerverein will sich weiterhin mit den Einzelheiten vertraut machen.

Der 1. Vorsitzende verwies in seinem Resumee, wie schon früher, auf die Notwendigkeit, den Stadtteil Zazenhausen auf 1800 bis 2000 Einwohner zu bringen, um Schule, Geschäfte und andere öffentliche Einrichtungen, auch Vereine, lebensfähig zu erhalten. Und dafür müßten neue Baugebiete ausgewiesen werden. „Eine lebensfähige Größe" nannte Rudolf Thom dieses Ziel.

Bei den Regularien wurde dem gesamten Vorstand nebst Kassiererin und Kassenprüfer uneingeschränktes Vertrauen ausgesprochen. Im Beirat gab es eine Änderung. Anstelle der Mitinitiatorin des Bürgervereins vor 15 Jahren, Sigrid Läpple, die bisher vor allem die Altenbetreuung übernommen hatte und nicht mehr kandidieren wollte, wurde Heidi Banhardt gewählt. Sigrid Läpple bekam zum Dank einen großen Blumenstrauß.

Der Vorstand will sich weiterhin intensiv um Zazenhausen kümmern. „Wir waren bisher immer gegen etwas." Doch jetzt hat man ein neues Ziel: 1988 wird Zazenhausen mit mehreren Veranstaltungen das Jahr hindurch die Feier seines 1200jähriges Bestehens organisieren. Im nächsten Jahr feiert auch die Feuerwehr ihr 100jähriges Jubiläum. Ein Festbuch ist in Vorbereitung.

Daß die Zazenhäuser nach wie vor der Schleichverkehr auf der Straße nach Mühlhausen drückt und beschäftigt, wurde ausgiebig diskutiert, ohne jedoch zu einer Lösung zu kommen. Ein Vorschlag aus der Mitte der Versammelten: „Wenn's scho Computer gibt, sott mer ein an der Stroß nastelle, der a Schranke bloß uffmacht, wenn Auto mit S-Nummer kommet. Am beschte sott er nur Zazehäuser reilasse!"

Von he, aus "Nord-Stuttgarter Rundschau", 31.03.1987

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