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Jetzt Bürgerverein in Zazenhausen

Initiative ging von von einer Frau (Anm. Sigrid Läpple) aus

Wenn auch die Einladungen zu einer Bürgerversammlung im Stadtteil Zazenhausen zum Teil unglücklicherweise zusammen mit einem Prospekt über Schädlingsbekämpfung verteilt wurden, so hatte es sich doch herumgesprochen - außerdem wies ja die „Nord-Stuttgarter Rundschau"darauf hin -, daß es am Montag, 13. März, um die Gründung eines Bürgervereins gehen sollte. Und siehe da: Es kamen alle, fast alle - und die Zazenhäuser Turnhalle war bis auf den letzten Platz besetzt.
Als Versammlungsleiter fungierte in bewährter Weise Karl Weible, der eingangs betonte, daß er beileibe kein Funktionär im künftigen Bürgerverein sein wolle. Er sprach dann in markanten Ausführungen über die vielerlei Probleme, die schon seither auf Zazenhausen zukamen und noch zukommen werden, so das bewußte Schulproblem, die Ortserweiterung, Straßen- und Brückenbau, Umwelt (niederdrückende Hochhaus-Riesen) und viele andere. Als Einzelperson finde man nicht immer das nötige Gehör, und meistens sei es auch viel zu spät. Und so sei es äußerst zweckmäßig, wie in anderen Stadtteilen auch in Zazenhausen einen Bürgerverein ins Leben zu rufen, um so durch dessen Vorstand und die Beisitzer jederzeit Kontakte den Bezirksbeiräten, Behörden und Abgeordneten zu pflegen. Aber auch auf kulturellem Gebiet könne ein Bürgerverein - politisch und konfessionell völlig neutral - segensreich wirken, ohne dabei die schon bestehenden Vereine zu „schneiden". Die gesamte Bürgerschaft sollte möglichst hinter dem Bürgerverein stehen, um so leichter sei die Funktion von Vorstand und Beisitzern im Sinne des Gemeinwohls.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Stuttgarter Bürgervereine, Rudolf K. Fr. Schnabel, und der Vorsitzende des Bürgervereins Zuffenhausen, Hans Rupp, machten anschließend einige bemerkenswerte Ausführungen über die Aufgaben eines Bürgervereins und sicherte dem neu zu gründenden Bürgerverein Zazenhausen zu, mit Rat und Tat jederzeit beizustehen. Sie beantworteten auch einige Fragen aus dem Besucherkreis gestellten Anfragen und wiesen auf die Erfolge hin, die andere Bürgervereine schon erzielt haben.
Nun mußte man aber erst einmal feststellen, ob in Zazenhausen eine solche Vereinsgründung überhaupt gewünscht werde. Eine Abstimmung ergab einhellige Befürwortung. Es wurde nun um Ausfüllung und Unterschrift der bereitliegenden Beitrittserklärungen gebeten, nachdem aufkommende Zweifel („Ich kenne ja den Vorstand noch nicht" - „Wie hoch ist der Beitrag?") beseitigt waren: „Es müssen ja erst Mitglieder da sein, um einen Vorstand zu wählen und den Beitrag festzusetzen!" Die Auszählung ergab dann das stolze Ergebnis: Es hatten sich 84 Zazenhäuser als Mitglieder gemeldet.
Der Bürgerverein Zazenhausen war nun aus der Taufe gehoben, und jetzt konnte man praktisch erst zur „Tagesordnung" übergehen. Ein Ausschuß, der vorbereitend einige Sitzungen abgehalten hatte, arbeitete Vorschläge für die Besetzung der Vorstandsposten aus - alle drei Jahre zu wählen - und legte diese der Versammlung vor:
Als gleichberechtigte Vorsitzende Gerhard Hermann, Volkmar Trosse, Otto Wenninger, als Kassierer Volker Schmied (Stellvertreter Horst Winkler), als Schriftführer Eberhard Heimerdinger und als Beisitzer vier weitere Bürger und Bürgerinnen. Unter der Wahlleitung von Kurt Glauning wurden die Genannten namentlich gewählt. Als Beisitzer kamen weitere Vorschläge aus der Versammlung, so daß unter sieben Vorgeschlagenen schriftlich abgestimmt werden mußte. Das Ergebnis lautete dann: Beisitzer: Rudolf Benz, Sigrid Läpple, Rainer Weigel und Klaus Roth.
Sämtliche Gewählten nahmen die Wahl an, und der 1. Vorsitzende Gerhard Hermann bedankte sich in auch deren Namen für das Vertrauen. Nachdem die „Geburtswehen" überwunden seien, müsse man nun daran gehen, den Bürgersinn weiter zu wecken, ohne dabei aber Wunder zu erwarten - betonte er noch. Der eigentlichen Initiatorin des Bürgervereins, der mitgewählten Beisitzerin Sigrid Läpple, wurde als Dank und Anerkennung ein Blumengebinde überreicht.
Die Satzung, die der anderen Bürgervereinen entspricht, wurde sodann angenommen, und die Beiträge wurden wie folgt festgesetzt: 10 DM jährlich für ein Einzelmitglied und 12 DM für Familien.
Der Vorsitzende Hermann dankte allen Bürgern und Bürgerinnen für ihre rege Anteilnahme, den gewählten Idealisten und nicht zuletzt den beiden Gästen, die aus ihren reichen Erfahrungen so manches Wertvolle beitragen konnten. Die Versammlung (die übrigens auch von „Vertretern der führenden Zeitungen Zazenhausens" besucht war - wie Karl Weible sagte) wurde mit dem „Zazenhäuser Heimatlied" zu mitternächttlicher Stunde geschlossen.

Von Kr., aus "Nord-Stuttgarter Rundschau", März 1972

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