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Amt für Umweltschutz
GZ: 36-2.21
  Stuttgart, 19.08.2010
Nebenstelle: 216-88654
Ansprechpartner: Herr Fink

Protokoll

Begehung des Arbeitskreises Biotopverbund Mühlhausen und
Biotopvernetzung Zuffenhausen/Zazenhausen am 31. Juli 2010


Frau Lindel begrüßt in Vertretung von Bezirksvorsteher Löffler die Mitglieder des Arbeitskreises mit Bezirksbeiräten und Vertretern der städtischen Ämter zur Begehung im Projektgebiet. Sie bedankt sich bei den Ehrenamtlichen sowie allen Mitwirkenden für die geleistete Arbeit. Unter Bezug auf die in der Einladung genannten Besichtigungspunkte gibt Frau Lindel das Wort an Frau Kübler vom Amt für Umweltschutz weiter.

Lößböschung am Weidenbrunnenweg und Viehwegle

Nördlich des Weidenbrunnenweges befindet sich eine trockenwarme Lößböschung. Sie lagert über Muschelkalk, welcher auch die Weinberge zwischen dem Weg und der Bachhalde bestimmt. Zeigerpflanzen sind die Zypressenwolfsmilch, Aufrechter Ziest und Wilder Majoran. Im Bereich der Böschung konnte die seltene Spargelbiene nachgewiesen werden, welche auf blühenden Spargel angewiesen ist. Um sie zu erhalten und zu fördern, wurden auf der Böschung Spargelpflanzen ausgepflanzt. Die Böschung wird durch das Gartenbauamt gepflegt und sollte aus Artenschutzgründen Ende Mai und Ende September mit dem Messerbalken gemäht und abgeräumt werden. Bei der Besichtigung konnte eine weibliche Zauneidechse festgestellt werden. Die Zauneidechse ist nach Angaben eines Teilnehmers auch in einem Garten unterhalb der Weinberge und nach Aussage von Herrn Fink auf der Straßenböschung nördlich der Bachhalde zu finden.

Das Viehwegle ist ein alter Viehtriebweg, auf dem früher Rinder von Mühlhausen zum Abweiden auf die Felder getrieben wurden. Er verläuft in einem 30 ° - Winkel schräg zum Hang durch den Wald. Die im Wald noch vorhandenen Trockenmauern deuten auf die ehemalige Nutzung als Weinberg hin. Der Bürgerverein Mühlhausen pflegt den Weg und schneidet ihn frei.

Unterwegs wird auch der geplante Standort für das Freilichttheater Mühlhausen bei den Hundesportvereinen diskutiert. Die Mitglieder des Arbeitskreises sehen den geplanten Standort sehr kritisch, da er naturempfindliche Bereiche tangiert und zu mehr Verkehr beiträgt.

Weidenbrunnen (Naturschutzgebiet)

Hier wurde von Landwirt Sperling die Teilfläche eines Ackers in eine Buntbrache umgewandelt und mit ein-, zwei- und mehrjährigen Pflanzen eingesät. Auffällig ist der gelbgrüne Blühaspekt des Fenchels. Weitere Pflanzenarten sind Schafgarbe, Beifuss, Wilde Karde und Kresse. Landwirt Sperling betreut auch eine Obstwiese nördlich des Weges und pflanzt hier Obstbäume nach. In den Obstwiesen um den Weidenbrunnen nistet auch der Steinkauz. Herr Faber betreut den Bereich der Quellversickerung als Patenschaftsfläche. Die Weidenreihe wurde vom Bürgerverein Mühlhausen gepflanzt. An der Nord-Ostecke des Naturschutzgebietes steht eine weibliche Schwarzpappel. Das Amt für Umweltschutz hat sie zusammen mit weiteren 28 artreinen Schwarzpappeln erfasst und gekennzeichnet. Die Stuttgarter Schwarzpappeln werden in einem Artenschutzprogramm des Amts für Umweltschutz erhalten. Über Steckhölzer werden sie vermehrt und wieder ausgepflanzt.

Umspannwerk der EnBW

Im Bereich der Gewanne Weidenbrunnen und Lerchenberg hat die EnBW ein neues Umspannwerk gebaut, dass 3,5-mal größer ist als das Alte. Das Umspannwerk dient der Aufrüstung der Kabeltrassen von 220.000 auf 280.000 Volt. Durch den Bau wurden vor allem Ackerflächen verbraucht, was sich negativ auf die Lerchenpopulationen auswirkt. Als Ausgleichsmaßnahmen sollen deshalb hinter dem Weidenbrunnenareal Lerchenfenster angelegt werden. Zum Ausgleich zählt ebenfalls die Pflanzung einer Hecke und zweier Schwarzpappeln an den geplanten Versickerungsbecken. Im Bereich des Umspannwerks konnten die Besucher eine Gabelweihe im Flug beobachten.

Hofsträßle "Innerer Hohlweg"

Hier hat der Arbeitskreis (ARGE Nord-Ost) den Rückbau eines betonierten Fahrsilos und seine Rekultivierung veranlasst. Die ARGE Nord-Ost hat mehrere Jahre Verhandlungen mit zwei Landwirten geführt und für rund 14.000 € drei Grundstücke erworben. Der Abriss des Fahrsilos erfolgte mit schwerem Gerät und kostet zusammen mit der Wiederauffüllung Rund 10.000 €. Es wird darauf geachtet, dass bei der Wiederverfüllung lokal typisches Bodenmaterial (Rendzina, Pararendzina der Lößhänge) Verwendung findet. Das Erdmaterial soll von der Baustelle des Umspannwerkes der EnBW geliefert werden. Es wird darauf geachtet, dass das Bodenmaterial nicht verunreinigt und nicht mit problematischen Wildkräutern belastet ist. Die Erdmodellierung wird der bestehenden Topographie angepasst und die alte Böschung wieder hergestellt. Am Oberhang soll die Obstbaumreihe wieder vervollständigt und eine Buntbrache oder Wiese mit gebietsheimischen Kräutern angelegt werden. Das Projekt wurde vom Bezirksvorsteher Herrn Löffler für den Umweltpreis der Landeshauptstadt Stuttgart vorgeschlagen.

Äußerer Hohlweg

Ein weiterer Besichtigungspunkt war der „Äußere Hohlweg" östlich des Viesenhäuser Hofes, welcher von der ARGE Nord-Ost gepflegt wird. Die geschichtsträchtige Wegverbindung nach Kornwestheim war mit Müll verfüllt. Dieser wurde ausgeräumt und der ehemalige Zustand wieder hergestellt. Die ehrenamtlichen Helfer mähen die Böschungen und fahren das Schnittgut ab. Nach Auskunft der Teilnehmer haben sich dadurch die Böschungsflächen vermagert. Die Bauten von Dachs und Fuchs sind nach Angaben der Helfer weiterhin befahren.

Mussenbachtal und Viehweide

Frau Kübler berichtet über den Stand des Beweidungsprojektes und das Weidemanagement. Bei dem für Stuttgart einmaligen Projekt halten schottische Hochlandrindern in natürlicher Mutterkuhhaltung die Streuobstwiesenflächen, Heckenlandschaft und einige Quellbereiche am Mussenbachhang offen und pflegen die Landschaft in hervorragender Weise Das Projekt wurde vom AK Biotopverbund vor 8 Jahren vorgeschlagen und seit 4 Jahren durch einen Landwirt umgesetzt. Die Finanzierung geschieht durch den Landwirt (Tierkauf, Tierarzt, Versicherung, Futter) und durch die Stadt (Entmüllung und Ersträumung des Geländes, Investitionen: Zaun, Solaranlage, Pflege der Weideflächen: Obstbaumpflanzung, Rückschnitt Bäume). Sie nutzt dazu das Ökokonto. Eine Zuordnung zum Projekt Stuttgart 21 ist vorgesehen (Ausgleichsfläche für die Eingriffe)
Das Amt für Umweltschutz hat zusammen mit dem Landwirt und dem Landwirtschaftsamt die jährlichen Aufwendungen zur Sicherung der Maßnahme errechnet. Sie werden evtl. durch die Deutsche Bahn AG getragen. Das Amt für Umweltschutz steht hier in Verhandlungen. Als weitere Maßnahmen sind geplant: Renaturierung der beiden Abstürze im Mussenbach, die Anlage eines Gewässerrandstreifens und Fußweges zwischen Kornwestheim und Remseck.
Da sich die Rinderherde vermehrt hat und die Tiere verschiedener Altergruppen und Geschlecht zeitweise getrennt werden müssen, ist der Landwirt daran interessiert, weitere Weideflächen zu pachten. Grundsätzlich ist dafür auch die Hochfläche des ehemaligen Militärübungsplatzes „Vördere" geeignet. Der Arbeitskreis plädiert dafür, dass das Projekt dauerhaft angelegt und finanziell abgesichert wird. Dazu sollen die betriebswirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Grundlagen (Weidemanagementplan) erarbeitet werden und die Öffentlichkeitsarbeit (Faltblatt) verbessert werden.

Kühlloch

Im Bereich der Kühlloch-Quelle hat das Land, vertreten durch das Regierungspräsidium Stuttgart, eine Ausgleichsmaßnahme für den Bau der Leonberger Straße durchgeführt. Unter anderem wurde eine Grundwasser gefährdende Altlast von einer Tierkörperbeseitigung ausgebaggert und saniert und das Frischwasser der Kühlloch-Quelle gefasst und in einen Bachlauf abgeleitet. Die umgebenden Flächen wurden als blütenreiche Wiesen angelegt. Die Dominanz der Flockenblume bietet im Augenblick ein reichliches Nahrungsangebot für Bienen und Hummeln, ist aber als Heu unerwünscht (lt. Auskunft LW Wild). Landwirt Sperling könnte das Mähgut für Hochlandrinder verwenden. Ein Rain wurde mit einer Feldhecke bepflanzt. Diese wird zur Hälfte noch von der Landschaftsbaufirma (im Rahmen der Fertigstellungspflege) zum anderen vom Bürgerverein Kornwestheim gepflegt.
Besichtigt wird auch der Bestand an Schwarzpappeln, die durch das Amt für Umweltschutz kartiert und mit Schildchen versehen wurden. Die Stadt Kornwestheim hat im Frühjahr eine Pflege der Altbäume vorgenommen, um diese zu neuem Austrieb zu veranlassen. Außerdem wurden von der Stadt Kornwestheim Steckhölzer gewonnen, die zur Aufzucht an einen Gärtnereibetrieb abgegeben wurden. Bei der Altlastsanierung musste eine Schwarzpappel gefällt werden, auch von dieser Schwarzpappel hat die Stadt Kornwestheim Steckhölzer gewonnen. Besichtigt wurde die Tafel des Schulprojektes einer Kornwestheimer Schule mit dem Namen „Naturtechnischer Erlebnispark".

Wanne

Es handelt sich um einen 10 x 300 m langen Grünstreifen in der ausgeräumten Ackerlandschaft, welcher mit einer Gras- Kräutermischung der Firma Rieger und Hoffmann angesät wurde. Gemäht und verwertet wird der Aufwuchs von Landwirt Wild vom Viesenhäuser Hof. Herr Faber kümmert sich um das Monitoring der Fläche.
Der Abschluss der Begehung fand auf dem Hof vom Landwirt Sperling statt, wo ein Probeessen mit sogenannten „Weideburgern" angeboten wurde. Hierbei handelt sich um die Vermarktung von Rindfleisch der Hochlandrinder.

Frau Lindel bedankte sich abschließend bei den Mitgliedern des Arbeitskreises für ihren Einsatz und die herausragenden Projekte, die gemeinsam zustande gebracht wurden. Ebenso bei Familie Sperling und dem Amt für Umweltschutz für die Bewirtung und die Organisation der Begehung.

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